PG Oberleichtersbach-Schondra

Manch aufmerksamem Beobachter sind am Montag, dem 06. Januar, vielleicht wieder drei in königliche Gewänder gehüllte Gestalten aufgefallen, die noch dazu einen großen Holzstern bei sich trugen. Einen Stern, dem sie der Sage nach schon ganz, ganz viele Kilometer gefolgt waren, um das Kind in der Krippe zu finden.

 

Ganz so viele Kilometer wie die echten Heiligen Drei Könige mussten diese Gestalten zum Glück nicht zu-rücklegen. Sie waren nämlich nur in den beiden Dörfern Geroda und Platz unterwegs, um den in der Überschrift genannten Segen in die Häuser zu bringen.

Doch was hat es mit dieser ganzen Sache auf sich? Wofür stehen diese drei Buchstaben C, M & B? Warum laufen die Kinder durch die Gegend und klingeln an den Türen? Was bringen und sagen sie den Leuten und was bekommen sie für Gaben und was wird damit geschehen?

Die biblische Geschichte der Heiligen Drei Könige wird wohl jedem bekannt sein. Sie kamen mit Gold, Weihrauch und Myrrhe an die Krippe in Bethlehem, um dem neugeborenen Jesuskind zu huldigen. Ein Weihrauch-fass tragen die Sternsinger, so nennt man nämlich diese in königliche Gewänder gehüllten Gestalten, auch heute noch bei ihrem Gang bei sich. Sie klingeln an den Haustüren und wenn geöffnet wird, singen sie folgende Textzeilen:

„Wir kommen daher aus dem Morgenland, wir kommen geführt von Gottes Hand. Wir wünschen euch ein fröhliches Jahr, Caspar, Melchior und Balthasar.“

Moment… Caspar, Melchior und Balthasar? Genau! Die Anfangsbuchstaben der drei Namen decken sich mit den Buchstaben in der Überschrift! Ja, eine Bedeutung dieser Buchstaben sind tatsächlich die Namen der drei Könige. Allerdings sind sie auch eine Abkürzung für folgenden lateinischen Satz: Christus mansionem benedicat. Übersetzt bedeutet das: Christus segne dieses Haus. Und genau das wollen die Sternsinger tun: Sie wollen den Segen der Heiligen Nacht in die Häuser bringen. Deswegen gibt es nach der Gesangseinlage und einem aufgesagten Spruch noch die Möglichkeit, sich 20*C+M+B+20 (immer die aktuelle Jahreszahl) entweder mit Kreide auf die Türe oder an die Hauswand schreiben oder sich einen Aufkleber an die Türe kleben zu lassen. Die drei Kreuze in dem Schriftzug stehen für den Segen ,,Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes“.

Die Sternsinger haben eine Spendenbox bei sich, in der sie für Projekte in der Dritten Welt sammeln. Obwohl jedes Jahr immer ein Land exemplarisch im Mittelpunkt steht (dieses Jahr war es der Libanon), werden jedes Jahr mehr als 100 Projekte in der ganzen Dritten Welt von diesen Spendengeldern unterstützt. Im Jahre 2019 kamen sage und schreibe 50.235.623,62 € zusammen. Die Sternsingeraktion ist international die größte Solidaritätsaktion von Kindern für Kinder. 2015 wurde diese Aktion sogar zum UNESCO-Weltkulturerbe ernannt. Es handelt sich dabei um ein immaterielles Weltkulturerbe, bei dem Tradition und Brauchtum über Generationen weitergegeben werden. Die Organisation hat seit kurz nach dem 2. Weltkrieg das Kindermis-sionswerk inne. 1961 kam dann noch der BDKJ (Bund der Deutschen katholischen Jugend) hinzu. Nun stellt sich vielleicht die Frage, wieso so eine Aktion dann auch in evangelischen Dörfern durchgeführt wird. Da die Sternsingeraktion eine katholische Aktion in ökumenischer Offenheit ist und es in einer Pfarrgemeinderatssitzung vor ca. 5 oder 6 Jahren in Schondra mal zur Sprache kam, dass es doch eigentlich schade sei, dass in Geroda und Platz keine Sternsinger umherlaufen, wurde es von da an auch in unseren beiden Dörfern ins Leben gerufen.

Zu Beginn schlüpften Judith Gran und Dominik Schneider aus Platz, Erik Metz aus Singenrain und Elija Kleine aus Geroda in die Rollen der drei Könige. Später kamen dann Samuel Spahn aus Platz und Viktoria Kleine aus Geroda hinzu, die Dominik und Erik ablösten. Irgendwann verabschiedete sich auch Judith aus der Gruppe, so dass Johanna und Lotte Kleine aus Geroda nachrutschten. In diesem Jahr waren Viktoria und Johanna Kleine mit Leonie Schubert aus Bad Kissingen unterwegs. Wir würden uns freuen, wenn sich für das nächste Jahr noch Kinder finden würden, die Spaß an der Sache hätten, so dass sich die ,,alten Hasen“ auch wieder aus der Gruppe zurückziehen können. Da es eine Aktion in ökumenischer Offenheit ist, ist es überhaupt kein Hindernis, dass evangelisch getaufte Kinder teilnehmen. Wie bereits geschrieben, ist es eine Aktion von Kindern für Kinder und da sollte die Konfession keine Rolle spielen.

Die Spenden, die die Kinder in Geroda und Platz einsammeln, werden am selben Tag noch zu unserem Diakon Horst Conze in Schondra gebracht, der dann die Spenden aus allen Gemeindeteilen an das Kindermissions-werk überweist, damit es dort eingesetzt werden kann, wo es fehlt. In diesem Jahr sammelten die Sternsinger in unseren beiden Dörfern 115,80€ ein. Insgesamt kamen in den Orten Schondra, Geroda/Platz, Schildeck und Einraffshof 2085,50€ zusammen.

Derzeit besuchen wir jeweils 10 Häuser in Geroda und 10 Häuser in Platz. Wer sich auch über einen Besuch der Sternsinger freuen würde, kann sich gerne bei Nina Kleine unter der Telefonnummer 0151/21589486 melden. Wir würden die Adressen dann unserer Liste hinzufügen und ab 2021 auch diesen Häusern und Familien den Segen bringen. Für die darauffolgenden Jahre müsste sich nicht erneut angemeldet werden, da die Liste einfach jedes Jahr um die Neuanmeldungen erweitert wird.

Nina Kleine

aus: Gemeindeanzeiger Geroda-Platz 2/2020

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